Erklärungen zu häuslicher Gewalt

Definition von häuslicher Gewalt

Häusliche Gewalt liegt vor, wenn Personen innerhalb einer bestehenden oder aufgelösten familiären, ehelichen oder eheähnlichen Beziehung physische, psychische oder sexuelle Gewalt ausüben oder androhen (Schwander 2003). Diese Definition bringt zum Ausdruck, dass häusliche Gewalt auch bei nicht zusammenlebenden oder getrennten Paaren vorkommen kann.

Bei häuslicher Gewalt handelt es sich in den meisten Fällen um Wiederholungstaten. Die Misshandlungen werden im Laufe der Zeit häufiger und schwerwiegender. Viele Opfer und Täter versuchen die Gewalt zu verheimlichen.

Für betroffene Frauen kann es sehr schwierig sein, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass es in einer von Gewalt geprägten Beziehung auch gute Zeiten geben kann. Diese Zeiten lassen die gewaltbetroffene Frau immer wieder hoffen. Gewaltausübende Männer versprechen nach einer Gewalttat, dass sie sich bessern, dass sie keine Gewalt mehr ausüben werden. Viele Frauen suchen die Schuld bei sich selber.

Es ist wichtig, dass dieser Kreislauf der Gewalt erkannt wird und Opfer und Täter adäquate Hilfe erhalten, um diese Dynamik zu durchbrechen. Leider fehlt bei vielen gewaltausübenden Männern die Einsicht, dass sie für die Gewalt die Verantwortung tragen und sich Unterstützung und Hilfe holen sollten.

Ursachen und Risikofaktoren

Unterschiedliche Studien weltweit zeigen kein einheitliches Bild von Ursachen und Risikofaktoren bei häuslicher Gewalt. Es gibt kein typisches Opfer und keinen typischen Täter.

Verschiedene Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Es kann eine Rolle spielen, ob jemand in der Kindheit Opfer von Gewalt wurde, ob jemand unter einer Suchtkrankheit leidet oder Gewalt gegen Frauen im sozialen Umfeld die Norm darstellt.

Ausführliche Informationen zum aufgeführten Modell von Ursache und Risikofaktoren finden Sie auf der Seite des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann EGB, Fachbereich Häusliche Gewalt: www.ebg.admin.ch/ebg/de/home.html

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Quelle: Weltbericht Gewalt und Gesundheit. WHO Europa 2002

Individuum:

  • Erfahrungen als Opfer und als Zeug/innen von Gewalt in der Kindheit
  • Anti-soziales Verhalten und Delinquenz ausserhalb der Partnerschaft
  • Alkohol-/Drogenkonsum
  • Stress, Stressbewältigungsstrategie

Beziehung:

  • Machtgefälle in der Beziehung
  • Dominanz und Kontrollverhalten
  • Konflikte in der Partnerschaft, Konfliktbewältigungsstrategie

Gemeinschaft:

  • Soziale Isolation des Paares
  • Fehlende soziale Unterstützung der Betroffenen
  • Gewalt bejahende und tolerierende Haltung des sozialen Umfelds

Gesellschaft:

  • Starre Rollenbilder, Stereotype von Männlichkeit und Weiblichkeit
  • Fehlende Gleichstellung von Frau und Mann in den einzelnen Bereichen der Gesellschaft
  • Toleranz gegenüber der Gewalt in Paarbeziehungen und Banalisierung der Gewalt
  • Akzeptanz von Gewalt als Mittel der Konfliktlösung
 
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